Muelteweible Pfronten Dorf

Muelte am Kienberg Pfronten
Muelte am Kienberg Pfronten

Das Muelteweible vom Kienberg, das in Pfronten-Dorf die kleinen Kinder brachte, holte diese aus der Muelte, einem nahen Felsüberhang (Weitnauer, Allgäuer Sagen)

Bei Karl Reiser wird die Stelle noch näher bezeichnet: "Am Fuße des Kienbergs bei Pfronten-Dorf, da, wo man es unweit des "großen Steins"  "im Muelte" heißt, konnte man ehedem des Abends nach Gebetläuten öfters ein kleines altes Weible sehen, das sich dann gewöhnlich bis zur Mitternachtstunde gar geschäftig zeigte, obschon man nie recht erfahren konnte, was es eigentlich that. Es erheben sich da wilde Schrofen und teilweise überhängende Felswände und ist eine Art 'Hexenküche' da, und so meinten viele, das Muelteweible koche hier. Wenn jemand des Weges kam, stand es den Leuten gerne vor, und darum ward es von vielen gefürchtet. Einige, die es näher gesehen, behaupten gar, es habe Hundsohren gehabt."

Die Lage "des großen Steins" kann am Eingang des Achtales vermutet werden, wo sich jetzt eine Kiesgrube befindet.

Großer Stein Pfronten
Großer Stein Pfronten

Wahrscheinlich ist, dass es sich um einen Kultstein handelt, der mit der Herkunft von Kindern verbunden war.

Zur Ethymologie des Wortes Muelte: ahd. "muoltra" =  'Mulde, Trog, Wanne'. Dieses Wort stammt letztlich aus dem Lateinischen "mulctra" mit der Bedeutung von 'Melkgefäß' (Thaddäus Steiner / Berthold Pölcher "Die Flurnamen von Pfronten") "Muliebris" ist auch das lateinische Wort für Frau/Weib.

Die Art und Weise, wie Kinder gebracht werden und die Orte, von denen sie kommen, sind in der europäischen Mythologie sehr vielfältig. Geblieben ist nur noch der Storch als Kinderbringer. Früher waren es weise und alte Frauen, als Vertreterin der Ahnfrau einer Sippe oder die Hebamme. In Nordböhmen kommen die Kinder "durch den Schornstein", dem magischen Kanal zwischen dem Inneren und dem Äußeren des Hauses. In der Schweiz haben sich noch viele Kinderherkunftssteine erhalten. An anderen Orten werden die Kinder aus einen alten Baum oder aus einer Felsspalte geholt.

Sagen von alten Frauen, welche die kleinen Kinder bringen sind im Allgäu neben Pfronten noch an folgenden Orten überliefert: Huttenwang (das Jackle), Wertach (das Bratweible), Roßhaupten (das Ruesgeweible), Altusried (das Wiesweible), Kohlhunden (das Kluibeweible),  vom Auerberg (das Echtweible), Wiggensbach (das Gschnaitweible), Durach (das Sulzeweible) und Friesenried (das Stanisweible)