Die Bethen

Die Bethen (Auszug aus der Chronik von Pflach)

Dr. Astrid Kröll

 

Viele Jahrhunderte vor dem Brauch an Dreikönig das Haus zu räuchern und das Schutzzeichen K+M+B über der Türe anzubringen, kennen wir den keltischen Ritus, für die Bethen (auch Berchten, Perchten) und ihr Gefolge an Seelen an ihrem Jahreswendefest den Tisch zu decken, Speisen herzurichten, das Haus zu räuchern und anschließend über der Türe das Schutzzeichen, bestehend aus XXX anzubringen. Als der Kult um die heiligen drei Könige in unserem Gebiet populär wurde, ging es den Regierenden um Macht und Herrschaftsuntermauerung. Statt der drei Frauen mussten Könige her, die wirkliche Macht repräsentierten.

Der Ursprung des Rituals geht eindeutig auf verdrängt, keltische Wurzeln und die zentrale Rolle der Anbetung der drei Aspekte der großen Muttergottheit zurück. Das Rad (Spinnrad) gehörte zu Wilbeth, die Schlange zu Ambeth und der Turm zu Borbeth.

Manche Sagen transportieren Inhalte über die saligen Frauen (heilige Frauen), die Flachs spinnen, den Menschen in ihren Nöten helfen; sie beinhalten Bilder, die von Fülle erzählen. Die saligen Frauen pflastern ihren Weg mit Käselaiben, sie buttern und schütten Milch im Überfluss. Dies alles und vieles mehr als Sinnbild für Wohlstand, Lebensfreude, Gesundheit – ein Bild des Überschwanges – stellte für die christliche Idee Verschwendung dar. Aus den glückbringenden, aber heidnischen Muttergottheiten, wurden gottlose und geächtete Frauen, die für ihren Frevel bestraft wurden. Sie sind plötzlich zu bösen Hexen geworden, die Milch stahlen und Butterfässer zum Fliegen verwendeten. Sie mussten wie Frau Hitt zu Stein erstarren oder wie im Fall der verschwenderischen Herrin am Frauensee, mit allem Hab und Gut in der Tiefe des Wassers versinken. Der alte Kult musste symbolisch in die dunkle Welt verbannt werden, aus der es aus christlichem Verständnis heraus keine Erlösung gibt.

Dort, wo die Unterdrückung der alten Kulte nicht funktionierte, wurden aus den Segen spenden Frauen der alten Zeit, Segen spendende Frauen der christlichen Kirche, wie zum Beispiel im Fall der drei Bethen, die nun zu den drei Nothelferinnen Katharina, Margarethe und Barbara wurden. Der Begriff Bethe bedeutet so viel wie Erde. Die Bezeichnung Bett für die Schlafstatt stammt aus der selben Wurzel, als Menschen noch auf der Erde schliefen. Der Begriff beten kommt ebenso aus dieser Quelle und bedeutet so viel wie die Bethen anrufen.

Bethen
Bethen

Katharina, die Helle, Weise und Reine wird ihrer mythologischen Schwester Wilbeth gleichgesetzt. Ihr Attribut ist das Rad. Diese Bethe galt als Mondgöttin. Sie lebt auch in der Verehrung von Maria Schnee weiter.

Mit Wilbeth in Zusammenhang stehen Sagen über Frauen mit Spinnrädern, Weberinnen und Wäscherinnen und Frauen, die Fäden spannen, um darauf reine Wäsche aufzuhängen. Hier Sagen aus der Umgebung.

Die Wäscherin am Zwieselbach ***   Die Garnwäscherin von Ehenbichl *** Das Knappenlochweible bei Musau am Ranzen ***  Das Kratzerweible***   Das Maringga-Rad von Vils ***  Salige Fräulein am Kohlberg bei Bichlbach *** Wilde Fahrt bei Heiterwang ***  Wilde Fahrt am Sintwag ***   Der Hexenplatz auf dem Säuling ***  Die alte Burg Schwanstein ***  Die Wilde Fahrt am Schlossberg ***  Die saligen Fräulein am Gachtberg zwischen Höfen und Weißenbach ***  Die Wilde Fahrt bei Weißenbach  *** Das Wilde Fräulein in Forchach ***  Die Wilden Frauen von Steeg  ***  Wilde Fahrt am Pimig bei Steeg ***  Die Wilde Fahrt bei Nesselwängle.

Margarethe, die Geburtshelferin mit dem Festtag am 20. Juli, lehnt sich an die keltisch Ambeth an, die heidnische Fruchtbarkeitsgöttin. Ihr Symbol ist die Schlange/Drache. Es kommt auch manchmal ein wilder Hund oder schwarzer Pudel an der Leine vor. Margarethe soll eine wunderschöne Frau gewesen sein. Eine solche Darstellung findet sich in einem wenig beachteten Bild in der Kapelle Unterletzen, auf dem Margarethe auch einen stilisierten Palmzweig hält. Margarethe wird, wie einst Ambeth von Frauen in Kindsnöten als Geburtshelferin angerufen. Ambeth wurde als große Mutter verehrt und fand in der christlichen Kirche Anlehnung bei Mutter Anna. Die mythologischen Verwandten der Ambeth/Margarethe sind unter anderem Aphrodite, Isis und Venus. Aus dem Sagenkreis einen Fruchtbarkeitskultes eine Auswahl:

Schatz in der Sigmundsburg wird von einem schwarzen, bissigen Hund bewacht  *** Drachensee bei Ehrwald *** Der Bildwaldhund zwischen Rinnen und Brand ***  Der Kreckelmooser Pudel und das schöne Fräulein in Kreckelmoos  *** Drache am Urisee ***  Der feurige Hund auf der Kög ***  Das Schlossfräulein auf dem Schlossberg (schwarzer Hund) ***  Der Klausehund *** St. Mang und der Drache *** Der Rauter Hund  *** Der Orter Pudel  *** Drachen bei Elbigenalp

Und schließlich gibt es noch Barbara, die Schützerin und Heilerin mit dem Festtag am 4. Dezember. Sie lehnt sich an die heidnische Borbeth, die uralte Bergmutter, an, die ihrerseits für den Tod, den Schutz der Seelen und ihre Heilung im Schoß der Erde und schließlich Wiedergeburt stand. Sie war die Schutzgöttin der Bergleute.

Die Namensbedeutung von Borbeth ist die Dunkle, die Verbergende, aber auch die Wärmende. Ihr Attribut ist der Turm.

Borbeth ist die heidnische Sonnengöttin und verweist auch auf Ostara und Holla. Borbeth galt als keltische Bergmutter, Wintermutter und Wetterpatronin. So kennen wir die Geschichten um Frau Holle, die mit dem Kult um Borbeth in Verbindung stehen. Sie ist die Strahlende, Wärmende, Leuchtende entsprechend des keltischen bor-co und des althochdeutschen Begriffs perahta. Aus ihnen ging auch der Name Percht hervor.

Aus Borbeth wurde in Erzählungen und Sagen der christlichen Zeit die kalte, weiße Frauengestalt, die den Tod bringen konnte. Aus dem Sagenkreis des heilenden, schützenden Aspektes der Muttergöttin aus unserer Umgebung eine Auswahl:

Das versunkene Schloss im Frauensee ***  Die weiße Frau am Friedhof von Breitenwang ***  Die Wetterhexen vom Rotlechtal ***  Die Spiegelschrofenfräuele bei Bichlbach