Fasching verbrennen

In Roßhaupten wurde über den Winter eine Strohpuppe hergestellt, die so ungeheuer groß war, dass sie hätte aus einer Traufrinne trinken können. Sie hatte eine schöne Larve und einen Spitzhut. Schön gekleidet setzte man den Fasching auf einen Karren, der mit vier Ochsen bespannt war. Der Zug setzte sich Richtung Fischhaus in Bewegung und als Fahnen dienten Blahen (Teppiche) die an Stangen hingen. Es wurden auch an Stängelchen baumelnde Brezen mitgetragen, sowie ein Faß Bier. In Herzes Eggart war ein riesiger Scheiterhaufen bereit. Der Strohpuppe wurde unter komischer Nachahmung allerlei gerichtlicher Zeremonien die weitere Daseinsberechtigung aberkannt und ihm wegen seiner vielen Narrheiten, Schlemmereien und Missetaten das Todesurteil und dessen Vollzug angekündet. Nun wurden an jedem Arm und Fuß je einer der vier Ochsen angespannt, die nach den vier Weltgegenden anzogen  und so den Delinquenten förmlich vierteilten. Dabei wurden die in dessen Leibesinnern zur Erzielung größerer derber Realistik untergebrachten Gedärme, die vom Metzger bezogen und zum Teil auch mit Blut gefüllt worden waren, mit zerrissen, so dass zum großen Gelächter all der vielen Zuschauer sich der Schnee weit umher vom reichlich fließenden Blut färbte und ein "füchterliches Zuig" war. Mit dieser Vierteilung war indes die Strafprozedur noch nicht beendet; es folgte nun noch der Verbrennungsakt. Es wurden deshalb die Teile des zerstückelten Strohmannes auf den aufgeschichteten Scheiterhaufen verbracht und dieser nun angezündet. Die Menge umstand fröhlich das Feuer und trieb allerlei Scherze. Hernach kehrte der Zug wieder zurück und ging in die Wirtshäuser.

Reiser

Der Brauch knüpft daran an, dass es bereits in der Antike üblich war, die Schlachtabfälle, insbesondere von Schweinen, einzupflügen oder auf die Felder zu werfen, da dies die Fruchtbarkeit des Feldes erhöhte.