Freischütz Branderschrofen

In einer Waldschlucht zwischen Branderschrofen und Rosskopf musste der Schwangauer Freischütz alle sieben Jahre die Kunst neu erwerben. Dazu war erforderlich, dass er jeweils im siebenten Jahr die Friedhöfe der Gegend nach den Knochen ungetauft gestorbener Kindlein durchwühlte. Je größer der Haufen war, den er davon für den Teufel in der Schlucht aufschichten konnte, desto mehr Freikugeln goss ihm dafür der Böse. ... Einmal nun brauchte der Schwangauer Teufelsbündler wieder frische Freikugeln. Es war aber längst kein Kind ohne Taufe gestorben, und um nun trotzdem seinen Knochentribut für den Leibhaftigen zusammenzubringen, verschwendete er seine letzten Kugeln in himmelschreiender Weise. Er lauerte einer Wehmutter auf, die ein Neugeborenes zur Taufe trug. Plötzlich ein Schuss, und aus dem Köpflein des armen Kindes sickerte das Blut. So mussten mehrere Kinder ohne das Sakrament der Taufe sterben.

Chronik von Schwangau

Die Sage spiegelt die christliche Vorstellung wieder, dass ungetaufte verstorbene Kinder nicht in den Himmel kommen können, sondern dem Teufel verfallen sind. Erst im 20. Jahrhundert hat die katholische Kirche, die Vorstellung vom Limbus (Vorhölle) aufgegeben, wohin die von der "Erbsünde" befleckten Kinder nach dem Tod kamen. Durch die Geburt kommt die Wöchnerin ebenfalls wieder in Kontakt mit der Erbsünde. Sie ist daher für das "Böse" besonders anfällig und muss erst durch einen Pfarrer wieder "ausgesegnet" werden.