Feuriges Ross Söllereck

Der Reiter auf feurigem Roß.

Auf der Sölleralpe am Söllereck bei Oberstdorf hütete einstmals ein Hirte; der war in seinem Dienste gar gleichgültig und sah wenig auf seiner Herren Sach und Vieh, ja einmal sprengte er aus purem Mutwillen ein Roß so zwischen zwei Felsen, daß es nicht mehr vor- und rückwärts konnte und, weil sich der Hirte nicht mehr dessen annahm, zugrunde ging. Zur Strafe hiefür mußte der gewissenlose Hirte nach seinem Tode geisten. Man sah ihn viele Jahre lang auf einem feurigen Roß in der Alpe herumreiten und hörte ihn kläglich rufen: Wo kann es raus, wo kann es raus? Als endlich der eigentliche Sachverhalt offenbar geworden, erstatteten des Hirten Anverwandten im Walsertal den Schaden zurück und stifteten sogar ein großes wächsernes Roß ins Kloster nach Mittelberg, und von da an war der Geist erlöst und wurde nicht mehr gesehen.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 62, S. 65.