Kettenmann

In den Auen oberhalb Ehenbichl gegen Rieden zu ging früher des Nachts häufig der Kettenmann um. Er trug unter dem Arme einen Pack Schriften und schleppt hinter sich auf dem Boden eine lange Kette nach, deren Gerassel man dann weithin vernahm. Gewöhnlich bog er nach einiger Zeit vom Weg ab und schritt dem Lech zu, wo er dann verschwand. Er war übrigens nicht allen Leuten sichtbar; manche sahen ihn, manche nicht. So kamen einmal nachts der alte Lutzt und Fränzels Johann des Weges. Der eine davon sah ihn deutlich und hörte das Kettengerassel, so dass ihm vor Schrecken die Haare zu Berge standen; der andere gewahrte von allem nichts und merkte nur, dass es sein Begleiter nicht recht hatte. Über die Herkunft des Kettenmannes weiß man nichts. In neuerer Zeit hat man ihn auch nicht mehr gesehen oder gehört, und so wird er wohl erlöst sein.

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