Taufe - Brauchtum

Taufe

 

Neugeborene Kinder werden im Allgäu und im Außerfern möglichst bald zur Taufe gebracht. Es beteiligt sich hierbei außer den Taufpaten auch stets die Hebamme, meistens auch der Vater des Kindes und im östlichen Allgäu gewöhnlich "die Nachbarin"

 

In Aschau und Reutte trägt auf dem Hinwege zur Kirche die Hebamme das Kind und erst zur Taufe selbst übernimmt die Patin dasselbe und trägt es auf dem Heimwege.

 

 

Zahl der Paten

 

Das Kind bekommt in Immenstadt, in den Bergstätten und im Westallgäu stets zwei Paten, die häufig aus verschiedenen Familien genommen werden, wobei bei nachfolgenden Kindern nur bei besonderen Gründen gewechselt wird.

 

 

Namen für den Paten

 

Die Patin oder der Pate werden östlich der Iller Dödle oder Döttle genannt. Im Westallgäu heißen sie Götte oder Gotta. Ist ein Mann der Pate wird er manchmal auch "Hosendödle" genannt.

 

 

Namensgebung beim Kind

 

Das erstgeborene Kind pflegt meist den Namen des Paten zu erhalten. Das zweitgeborene dann meist den des Großvaters oder der Großmutter.

 

In einzelnen Orten des Allgäus, wie z.B. Thingau, bleibt die Wahl des Namens vollständig dem Dodle überlassen; sonst sind die Eltern bestimmend.

 

 

Taufschmaus

 

Ist der Taufakt, bei dem früher in Ottobeuren und Umgebung oft der Geistliche zur Erzielung größerer Feierlichkeit eine Ansprache hielt, vorüber, so folgt fast überall im Wirtshause seitens der Beteiligten ein kleiner Taufschmaus, den man in Obergünzburg den "Gottlob" nannte. In der Memminger Gegend ist der Taufschmaus im eigenen Heim, während in Nesselwang die Wahl der Wirtschaft dem Dodle zukommt.

 

In Seeg wird im Laufe dieser Tauffeier der kleine Ankömmling nicht selten "gestohlen", in dem in einem unbemerkten Augenblick irgend ein lustiger Galgenvogel mit Kissen und Kind davon und in eine andere nahe Wirtschaft eilt, wo es dann das Dodle holen und loskaufen muss.

 

Schießen

 

In Oberdorf und Umgebung und anderorts wird zu einer Taufe, zumal bei dem erstgeborenen Buben, seitens der Nachbarsburschen oder Verwandten geschossen, eine Aufmerksamkeit, die gewöhnlich mit Bier entlohnt wird.

 

Taufgeschenk

 

Im mittleren und östlichen Allgäu ist es vielerorts herkömmlich, dass das Dodle dem Täufling ein Taufgeschenk, meist einen Taler, den "Götttetaler" "einstrickt oder einbindet, d.h. in das Kissen oder in die Wiege legt.

 

Das Geschenk auch "Einstrickat", "Einstrickgeld" genannt, gehört dem Kinde und wird demselben aufbewahrt. Immer mehr in Aufnahme kommt, dass die Paten statt des Geldes zum Taufgeschenk einen silbernen Löffel mit eingraviertem Namen des Spenders geben, den "Göttelöffel". Wo keine besonderen Taufgeschenke herkömmlich sind, wie vielerorts im Westallgäu, wird dafür das erste Nikolaus- oder Christgeschenk um so reichlicher gegeben.

 

Weisen

 

Allgemeiner Brauch ist es, dass im Laufe der Wochenbettzeit all die Dorfweiber, auf alle Fälle aber die Nachbarinnen, Freundinnen und Bekannte zum "Weisen" kommen. D.h. sie erscheinen bei der Wöchnerin auf Besuch, um sie mit Weiß- oder Zopfbrot, Gebäck, einem Kranz oder mit Kaffee, Zucker, Eiern, Butter, je nach den konkreten Verhältnissen der Geberin und der Empfängerin, zu beschenken, welches Geschenk daher den Namen "Weisat" hat.

 

In Niedersonthofen wird die Kindbetterin gewöhnlich mit dem Spruch: "Gott seis glöbet, dass de vertrunne bist" apostrophiert; sollte aber inzwischen das Kind etwa gestorben sein, so heißt es: "Gott seis glöbet, dass de an Engel kriegt host!" Auf das Kind und dessen Vorzüge wird eine Lobeshymne angestimmt. Die "Weiserna" müssen nun Platz nehmen und es entwickelt sich gewöhnlich auf ein paar Stündlein nach Weiberart der lebhafteste Heimgarten, oft mehr, als der Wöchnerin zuträglich ist. Wo diese Besuche gemeinschaftlich erfolgen, fehlt es nie, das sie beim Auseinandergehen noch einander "aufzwicken", bei welcher von ihnen wohl der nächste derartige Besuch notwendig sein wird.

 

In Roßhaupten war es früher herkömmlich, dass ein Dodle sogar dreimal zu weisen hatte; das erste mal gab sie einfaches Weißbrot, das zweite mal "kleinere Groschenzöpfe" und beim dritten mal brachte sie eine großen, meistens eigens beim Beck bestellten Zopf.

 

In Tannheim weist das Döttle zweimal, das erstemal wenn die Mutter noch im Bette, das zweitemal, wenn sie auf ist. Das zweitemal erhält es denn von den Eltern des Täuflings ein Gegengeschenk: man heißt das "m Krätte schenke"

 

Aussegnung

 

Der erste Ausgang einer Kindbetterin ist in die Kirche, um sich "fürresegnen", "raussegnen", "aussegnen" zu lassen. Sie wird dabei stets von einer Nachbarin oder Freundin, mancherorts auch von der Hebamme begleitet. In verschiedenen Gegenden ist oder war früher mit dem "z Kirchegehen" eine kleine Abgabe an den Mesner, die Kirche oder den Geistlichen verknüpft.

 

In Vorderburg, Nesselwang, Thingau, Ebenhofen, Leuterschach wird an eine "Trumm von einem Wachsstock" oder an ein Wachskerzle eine Geldmünze geklebt oder umwickelt und dann auf den Altar gelegt; früher musste ein Wickele Flachs, ein halber Faden Garn oder auch Brot geopfert werden.

 

In Stiefenhofen, wo sowohl bei der Taufe als beim Aussegnen ein Stück von einem Wachsrodel geopfert wird, sehen viele darauf, dass dieses genauso lang wie das Kind ist.

 

Nach dem Aussegnen werden mancherorten die Begleiterinnen in das Wirtshaus genommen und wird warmer Wein getrunken, oder es wird ihnen zuhause eine Erfrischung geboten.

 

In Ebenhofen, Altdorf wird zuweilen der heimkehrenden Frau die Türe zugehalten, und sie muss den Einlass erst durch ein Trinkgeld erkaufen.

 

 

 

Läuten der Glocke

 

Seit alter Zeit wird in Ebenhofen, wenn man ein ehelich geborenes Kind zur Taufe bringt, vom Kirchturme mit der kleinen Glocke, die viele deshalb die "Kindbettere" heißen, geläutet. Dieser Brauch ist uralt und soll von einer Edelfrau des ehemaligen Schlosses zu Ebenhofen herstammen, die anlässlich ihrer eigenen Entbindung die Glocke gestiftet und dabei bestimmt habe, dass man sie läute, so oft ein Kind ehelicher Leute getauft werde, damit sie dadurch erfahre, dass in der Pfarrei eine Wöchnerin vorhanden sei und sie dieselbe dann besuchen und beschenken könne, was sie auch jedes Mal getan habe.