Frauenwald Frauensee

Oberhalb von Lechaschau liegt der Frauenwald und der Frauensee. In diesem Bereich ist ein urzeitlicher Bergbau von der Antike bis ins frühe Mittelalter nachgewiesen. In vielen Höhlen und Gruben wurde Eisenerz bis ins frühe Mittelalter abgebaut und verhüttet. Der Flurname "Ladstatt" zeigt den Bereich, in dem das Erz zum Transport verladen wurde.

Der Bergbau und das Innere des Berges, war der Bereich der "schwarzen Göttin". Unter den drei Bethen entspricht sie Borbeth. In der christlichen Mythologie findet sie ihren Wiederhall in der Hl. Barbara. St. Barbara gehört zu den 14 Nothelfern und halt als Attribut den Turm, der auch ein Symbol für den Berg ist. Die Hl. Barbara schützt die Bergleute.

 

Einen Bezug zur weiblichen Mythologie finden wir in der Sage Drache im Urisee. Dieser Drache fliegt feurig in der Nacht zum Frauensee. Das Thema "Erz" klingt durch die Schmiede an.

Frauensee
Frauensee

Versunkenes Schloss

Auf einem Vorsprunge der Gernspitze bei Reutte liegt, von Wald umrahmt, der Frauensee. Ehedem war aber dies fester Grund, und ein Schlößchen stand darauf, das einer Frau gehörte, die ungeheuer reich war. Bald wußten aber die Schloßbewohner die Gabe Gottes nicht mehr zu schätzen; ja ihr Übermut ging zuletzt so weit, dass sie in sündhaftem Frevel die Kinder mit Weißbrot reinigten. Gegen die Armen aber waren sie hartherzig und rauh. Da ereilte sie Gottes Strafe, und Haus und Hof mitsamt den sündhaften Insassen versanken in die Tiefe, und es entstand der Frauensee.

Reiser

Versunkene Schlösser und Reichtümer von Frauen gibt es an mehreren Seen. Sie zeugen von einem ehemaligen Reichtum der weiblichen Kultur. Als die Werte nicht mehr geschätzt wurden, ging dieser Reichtum verloren.

Tatsächlich findet sich oberhalb des Frauensees eine Erhebung die "Schloßkopf" heißt. So hat die Sage auch einen realen Hintergrund.

Costaries Kapelle

In der beeindruckenden Landschaft oberhalb des Frauensees bei Lechaschau findet sich die Costaries-Kapelle. Im Jahr 1856 ist dort eine "Ecce Homo" (seht ein Mensch! - gemeint ist Jesus) Kapelle erwähnt. Die Kapelle, von der aus man einen wunderbaren Ausblick ins Tal hat, soll nach einem Waldarbeiter benannt sein. Doch noch eine andere Deutung ist möglich:

Costa, Costaris (auch mit K geschrieben) ist eine vor allem in Bulgarien, Rumänien und Griechenland vorkommende Namensform von Konstantin (der Standhafte). In der Bibel trifft Abraham, aber auch Jesus den Versucher "costari"  auf einem Berg. Der Teufel verspricht Jesus die Weltherrschaft. Aber Jesus geht nicht darauf ein. Derjenige, der also der Versuchung widerstanden hat, ist der Standhafte.

In Costari steckt das althochdeutsche Wort costa = kosten, schmecken, versuchen.

Eine Versuchung durch den "Teufel" kann ja auch erotisch und durch Frauen sein. Etwa die Versuchung im Paradies durch Eva und die Schlange. Dies würde zu den Geschichten, die es rund um den Frauensee gibt, passen.

Costaries Kapelle
Costaries Kapelle

Martinswand

Lechaschau Martinswand
Lechaschau Martinswand

Eine weitere Besonderheit ist die Martinswand bei Lechaschau. Diese Felswand war ein Orientierungspunkt in der Landschaft. So hieß der Frauensee auch lange Hinterwandsee, da er von Wängle und Lechaschau aus gesehen, hinter der Felswand lag. Mitten im Felsen ist eine Figur des Hl. Martin angebracht mit der Jahreszahl 1882. Der Hl. Martin ist als Ritter überliefert, der seinen roten Mantel mit einem Bettler teilte. Der Martinstag am 11. November wird jetzt mit Laternenumzügen der Kinder gefeiert. Früher war es wohl der letzte Schlachttag (Martinsgans), Zahltag und Umverteilungstag nach Kirchweih um sich auf den Winter einzustellen. Nach dem Martinstag begann die 40-tägige Fastenzeit bis Weihnachten. Ob St. Martin in Bezug auf die Martinswand eine vorchristliche Bedeutung fortführt, ist nicht belegt.

Dass ein Zusammenhang mit dem Patrozinium St. Martin der Kirche in Wängle besteht, kann lediglich vermutet werden.

Martinstag Hennenopfer

Im Tannheimertal und in der Pfarrei Wängle-Aschau werden dem Kirchenpatron Sankt Martin am 11. November von den Bauersleuten Hennen zum Opfer gebracht. Der Mesner nimmt sie in Empfang und hernach werden sie an die Meistbietenden versteigert. Deshalb neckt man die Wängler oft damit, dass man sagt, sie hätten an diesem Tage Hennenmarkt.

Reiser

Die Opferung von Hennen wird wohl die gleiche Wurzel haben wie der Verzehr der Martinsgans. Auch Vieh, das nicht durch den Winter gefüttert werden konnte wurde geschlachtet. Nach dem Martinstag beginnt die 40-tägige Fastenzeit bis Weihnachten.