Voglermann Kappel

Der Voglermann bei Pfronten-Kappel

Beim Voglerbach an der Straße von Pfronten-Kappel nach Nesselwang, von wo in der Nähe ein Fußweg zu dem Wallfahrtskirchlein Maria Trost abzweigt, spukte ehedem häufig der Voglermann. Man hörte ihn nächtlich oft wild johlen oder schreien und nicht selten kam es vor, dass er sich den Leuten in den Weg stellte, sie ängstlich und schreckig machte und gerne irre führte, besonders die Wallfahrer. Er ward darum früher allgemein gefürchtet, voraus von den Weiberleuten, die hier nachts nie gerne gehen mochten. Ein Mädchen, das einmal einen 'Bünggel' Korn abends spät noch in die Mühle tragen wollte und hier vorbeiging, brachte er so sehr in Schrecken, dass sie von da an nie mehr ganz recht war. Am meisten wurden indes die Fuhrwerke von ihm belästigt, deren Rosse er oft 'stellte' oder umgekehrt scheu machte. Die Rosse merktes es immer gleich, wenn er in der Nähe war, und dann fingen sie an zu zittern und sich zu fürchten, dass die Fuhrleute alle Mühe hatten sie weiter zu bringen oder sie zu bändigen, weshalb sie diese Strecke bei der Nacht nur höchst ungern fahren mochten.

Zuweilen soll man da auch Feuerflammen lichterloh haben auflodern sehen, und wenn man dann des andern Tages an dem Platze nachsuchte, konnte man nie Kohlen oder Asche, überhaupt keinen Brandplatz auffinden.

Reiser

 

 
Pfronten Kappel
Pfronten Kappel

Vogelberge oder Vogelplätze bezeichnen oft Orte, an denen in der Vorzeit mit Feuerzeichen Meldungen weitergegeben wurden. Das Wort Vogel leitet sich häufig nicht von dem Tier ab, sondern steht mit dem keltischen Wort Vagel = Fackel in Verbindung. Dass in der Sage "Feuerflammen" auftauchen, dürfte ein Überlieferungsrest dieser Feuerzeichen-Tradition sein.