Wildes Fräulein Pfronten

Bei einem Bauern in Pfronten diente eine alte Magd. Als nun der Bauer einmal des Nachts zum nahen Brunnen ging, um Wasser zu holen, hörte er eine unbekannte Stimme ihm zurufen: Du Mann, sag doch der Ringgede Bingge, die Frau Marie Ringga sei g'storben. Als nun der Bauer das in der Stube erzählte, stand die alte Magd vom Spinnrad auf und ging fort, ohne je wieder zu kommen. DiesesSpinnrad hieß man noch lange das Ringgede Bingge Spinnrad.

Reiser

Eine fast gleiche Sage ist auch aus Vils überliefert. In einigen Alpentälern ist die Sage noch deutlicher ausgeformt. Die Geschichte enthält eine Namensmagie: wer beim richtigen Namen gerufen wird, muss diesem Ruf folgen. Der Brunnen ist dabei als ein Zugang zur "Anderswelt" zu sehen.

Im früheren Sprachgebrauch bedeutete "Wildes Fräulein" nicht unverheiratet oder jungfräulich. Vielmehr wurde "Fräulein"  nur für Adelige verwendet.