Ödenalp

Die Ödenalpe hieß vor hundert Jahren die "Schöne Alpe". Nirgends wuchs ein solch gutes Gras wie auf dieser Alpe. Für alle Gemeinden des Tales war sie ein Freude. Ein jeder Bauer hat wenigstens eine Kuh im Frühjahr hinauf getan. Mit der Zeit wurde die Alpe sumpfig. kröten und giftige Ottern kamen hervor und bissen das Vieh. Zum Schluss hat man nicht mehr hinauffahren können. Das die Leut recht geschmerzt und sie haben die Alpe mehrere Jahre öd gelassen.

Da kam einmal im Sommer ein kleines Männlein in das Tal, das sonderbar gekleidet war und ein großes, dickes Buch unter dem Arm trug. Es sagte: Wenn ihr mir 50 Gulden gebt, so will ich euch alle Ottern auf der Edenalpe wegschaffen.

Alle freuten sich und brachten gern das Geld. Gleich ging das Männlein mit mehreren Leuten auf die Alpe und machte unter einem Tannenbaum ein großes Feuer. "Habt ihr hier auf der Alpe nie eine weiße Schlange gesehen?" Fragte das Männlein. Nein - antworteten die Bauern. "Ist es gewiss so?" fragte das Männlein ein zweitesmal. Wir haben keine gesehen - war die Antwort. Nun stieg das Männlein auf den Baum und las in seinem Buch etwas Welsches vor. Auf einmal kamen von allen Seiten etliche hundert Schlangen und krochen in das Feuer hinein. Zuletzt aber sah man eine weiße Schlage mit einer goldenen Krone auf dem Kopf, die durch das Männlein fuhr. Das Männlein fiehl vom Baum herab in das Feuer und war tot.

Dr. Kübler

Die Sage könnte auf einen Opferplatz hindeuten, der unter einer Tanne lag Interessant ist auch das Spannungsfeld zwischen Edenalp = paradiesische Alp und Öden = verlassene Alp.