Dezember

Dezember war der zehnte Monat des römischen Kalenders. Wegen der Wintersonnwende, dem Julfest, wurde er in Deutschland auch Julmond genannt.

Barbaratag 04. Dezember

Der Barbaratag hatte viel Brauchtum, das später auf den Nikolaustag übergegangen ist. Im Allgäu gibt es noch das Bärbeletreiben. Die Kinder wurden mit Kleinigkeiten beschenkt. Es wurden die Barbara-Zweige geschnitten, die dann zu Weihnachten blühen. Vermutlich begann am Barbaratag der Verwandlungsmonat, in dem die Wintersonnwende liegt, mit starken Ritualen.

St. Nikolaus 06. Dezember

Am Nikolaustag erhalten die Kinder Geschenke. Es werden Klasenmändle und Klasenweible aus Weißmehl gebacken. In Aschau versammelten sich die Burschen, die "klasen gingen" beim "Hölenloch", einem Gufel unten in den Steinwänden zwischen Aschau und Hinterbühel. Hier zündeten sie ein Feuer an, brannten Kienfackeln an und zogen nun in ihren wilden Vermummungen herauf zum Dorf, um hier vor den Häusern, in denen man Kinder hatte, ihr Wesen zu treiben. Einer ging mit einer Peitsche voraus und schnöllte nach Leibeskräften. Seitdem es aber einmal vorkam, das zu ihrer zwölf sich ein dreizehnter zugesellte, der Bocksfüße hatte, ist der Brauch abgekommen.

(Karl Reiser)

Maria Empfängnis 08. Dezember

In dem Fest Maria Empfängnis wird gefeiert, dass Maria ein Kind ohne Erbsünde empfangen hat. Das Datum in der kirchlichen Überlieferung bezog sich wohl zunächst nicht auf Jesus, sondern auf die neun Monate später, am  08. September gefeierte Mariä Geburt (kleiner Frauentag, Ende des Frauendreißigers). Maria Empfängnis war früher ein hoher kirchlicher Feiertag. Im Allgäu findet sich noch der Brauch des "Frauentragens". Eine Figur der Muttergottes wird von Haus zu Haus getragen, wo dann der "Englische Gruß" (Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade...) gebetet wird. Englisch bezieht sich nicht auf die englische Sprache, sondern auf das Wort Engel.  Einerseits soll damit der Herbergssuche gedacht werden, denn an Weihnachten kommt die Marienfigur dann wieder zurück an ihren Platz in der Kirche. Andererseits steckt darin ein Ritual zur Eröffnung des Verwandlungsmonats, in dem die Wintersonnwende liegt und in dem das neue Lichtjahr geboren wird. Gewissermaßen werden dadurch die Seelen der Kinder gerufen, die im nächsten Jahr zur Welt kommen sollen.

Thomastag - Wintersonnwend 21. Dezember

Wie der Andreastag ist der Thomastag ein Lostag, an dem man Zukünftiges erforschen kann. Man streute am Thomastag in einen Blumentopf Gerste. An derem Keimen kann man die Zukunft ablesen. Gleiches wurde auch mit Leinsamen gemacht. In Leutkirch hieß es: wenn ein Mädchen in der Thomasnacht zur Mitternachtsstunde unbekleidet rückwärts die Stube auskehrt, wird sie ihren künftigen Mann sehen. In Namlos heißt es, dass in der Thomasnacht die Schätze zu "blühen" anfangen. Wer sich hinauswagt, kann sie sehen. Aus Füssen ist überliefert, dass heiratswillige Frauen einen Kreis aus Leinsamen um sich herum streuten und folgenden Spruch sagten: "Heiliger Sankt Thoma, i streu dir an Soma (Samen), i streu dir an Lein, dass der meinig mir erschein". Darin verborgen ist eine Anrufung der Holle als Schicksalsgöttin. Denn aus Leinsamen wächst Flachs, dieser wird dann zum "Schickalsfaden" gesponnen. Das Attribut der Frau Holle ist die Spindel.

Weihnachten

Früher war es im Unterallgäu üblich, dass in den Abendstunden singend von Haus zu Haus gezogen wurde und Birnbrote geschenkt wurden. Man nannte dies "Singet".

Wenn man sich der Heiligen Nacht um 12 Uhr an einen Kreuzweg stellt, auf dem Braut und Bahr ziehen, kann man sich den "Faresamen" gewinnen, und wem das gelingt, der kann alles, auch das Schwierigste, leicht erlernen. Aber es gehört viel Mut dazu, denn da begegnet man allerleich Übernatürlichem. Es erscheint allerlei Totenvolk, oft verstorbene Verwandte und Bekannte und sie versuchen einen zu schrecken oder zum Sprechen zu bringen. (aus Hindelang überliefert)

St. Stephan - 26. Dezember

Der Stephanstag am 26. Dezember ist ein außerordentlich wichtiger Tag im Jahreskreis.

Stephanus wird als Erzmärtyer verehrt. Er ist der erste von sieben Diakonen der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem. Er wurde noch von den Aposteln durch Handauflegen geweiht. Da er die Versorgung der Witwen forderte, kam er in Konflikt mit den Juden und wurde angeklagt. Stephanus wollte sich verstecken, wurde aber durch einen Zaunkönig, der laut zwitscherte, an seine Verfolger verraten. Seine Gesicht habe bei seiner Verteidigungsrede, als er sich zum Christentum bekannte, gestrahlt. Von einer aufgebrachten Menschenmenge wurde er vor die Stadt geschleppt und gesteinigt.

 

Durch die Verdrängung der vorchristlichen Mythologie, die mit der Wintersonnwende verbunden war, wird er zum Patron der Pferde und zum Schützer des Gedeihens in Feld und Haus. Am Stephanstag wird Brot an Arme verteilt. Wein wird dadurch gesegnet, dass ein Stein in einen Kelch Rotwein gegeben wird. Dieser Wein wird dann als Medizin während des Jahres verwendet. Am Stephanstag wechselten die Kutscher und Pferdeknechte ihre Stellung. Es ist daher auch ein alter Zahltag.

 

In Altdorf bei Marktoberdorf wurde die Kirche am Stephanstag von allen Rossbesitzern drei Mal umritten, damit es allen Tieren im Stall, insbesondere den Pferden gut ergehe. Dabei wurden mehrere Vaterunser gebetet.

Von den Bauern in Burggen bei Bernbeuren wurde an diesem Tag der Hafer für die Pferde geweiht und unter das Viehfutter gestreut. (Karl Reiser, Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus)

 

Der kleine Vogel Zaunkönig, der mit St. Stephan verbunden wurde, birgt eine starke Mythologie. Nicht nur in der deutschen Sprache, sondern auch vor mehr als 2.000 Jahren wurde er in Griechenland als König bezeichnet (basileus = kleiner König) Als Bewohner der Hecken ist er ein Grenzgänger und Mittler zwischen den Welten. In England und Irland gilt deswegen der Zaunkönig als Symbol der Druiden. Sie sind die „eigentlichen“ Könige, die im Untergrund leben. So lässt sich auch erklären, warum in späterer Zeit am 26. Dezember in England Zaunkönigjagden veranstaltet wurden. Darin verbirgt sich ein alter Opferkult zur Wintersonnwende, der sich mit der Verfolgung der Druiden vermischt hat.

 

Unschuldige Kinder 28. Dezember

Am Tag der Unschuldigen Kinder wird den Kindern gedacht, die Herodes nach der Geburt Jesus töten ließ, da er den "neugeborenen König" umbringen wollte. Der Tag wurde jedoch im Brauchtum zum Tag der ungetauft verstorbenen Kinder, die unter dem Schutz der Holle/Percht standen.

Die Holla wird in Tirol auch Perchta (von perata = stahlend), Königin Berta bzw. Stampe (von stampfend gehen) genannt. In vielen Zügen gleicht sie der Holda, deren Gestalt ebenso wandel- wie wunderbar ist. "Hold" weist auf die milde Seite der Göttin hin. In anderem erinnert sie aber auch an die Hel, die Fürstin des Totenreiches.Die Worte Höhle, Halle, Hölle sind mit dem Namen Holla verwandt.

Auch der Gruß "Hallo!" war ursprünglich ein Ruf, an die Göttin gewandt, vergleichbar dem "Grüß Gott!" Selbst das "hollarei...." in den Jodlern läßt sich als Segensformel auf die Holla zurückführen.

Die Holla ist die Königin der ungetauften verstorbenen Kinder, deren Seelen-Zug sie anführt. Gesehen wird sie deswegen oft am "Fest der Unschuldigen Kinder", dem 28. Dezember. In der Schweiz ist der Tag der Holla/Perchta am 02. Januar ein hoher Feiertag. Vermutlich war der Holla/Perchta der gesamte Mondmonat, in den die Wintersonnwende fällt geweiht. Im Bärbeletreiben (04. Dezember), im Hollaschreien und in den Perchtenläufen sind die Reste der Rituale dieses Verwandlungsmonats zu sehen.

In Pinswang hat sich dazu das Hollaschreien erhalten. In Pfronten gab es früher das Hollabeten.