Wildes Männle

Bei Stanzach im Lechtal hütete einst ein wildes Männle jahrelang die Geißen, ohne den geringsten Lohn zu verlangen. Es nahm die Herde täglich, wenn man sie austrieb, beim Dorf in Empfang, trieb sie auf die Weide, war aber dann während des Tages nie zu sehen. Trotzdem hatte es mit den Geißen stets alle Ordnung, und nie passierte je irgend ein Unfall, und so lange es den Hirtendiest versah hatte man stets Glück und Segen im Stall. Zum Danke dafür ließen ihm die Stanzacher nun einmal, weil es immer so arm und schlecht gekleidet war, ein neues grünes Röckle machen. Wie das Männchen aber das neue Kleidungsstück angezogen hatte, betrachtete es sich nach allen Seiten mit Wohlgefallen und rief dann aus: "Bin i wohl a wacher Ma, Dass i nimma hüete ka." Darauf ging es fort und kam nie wieder.

Reiser

Die Sage zeigt sehr schön, welcher Einklang zwischen dem "alten Volk" und den Dorfbewohnern im Lechtal früher bestand.